Geologie

Waldeck liegt am Rande des Kemnather Landes, welches durch die Höhenzüge von Fichtelgebirge, Steinwald und Hessenreuther Wald eingerahmt wird und gen Westen in flacheres Muschelkalkgebiet ausläuft. Aus der an sich ebenen Landschaft erheben sich rund ein Dutzend Basaltkegel – ehemalige Vulkane.

Nordöstlich des Marktes, teils in unmittelbarer Nähe, befinden sich zwei mitteleuropäisch bedeutende Geologische Strukturen, die auf die Plattentektonik zurückzuführen sind, insbesondere auf die Kollision der Europäischen und Afrikanischen Platte vor über 100 Millionen Jahren und die Aufschiebung der Alpen.

Fränkische Linie

Eine Struktur ist die Fränkische Linie, die sich hier deutlich sichtbar anhand eines markanten Geländeanstiegs aus der Landschaft hebt. An dieser Störung treffen zwei große geologische Baueinheiten Mitteleuropas aufeinander: das alte „Variszische Grundgebirge“ und das junge „Mesozoische Deckgebirge“, die sich an der Stufe der 200 Kilometer langen Bruchlinie treffen und unmittelbar nordöstlich von Waldeck am Kühberg bayernweit einzigartig direkt am Geo-Wanderweg (Station 16) aufgeschlossen sind. Diese Bruchline wurde übrigens mit der Kontinentalen Tiefbohrung (KTB) bei Windischeschenbach bis in eine Tiefe von 9100 Metern erschlossen. Die Einheiten des Variszischen Gebirges haben vor mehr als 320 Mio. Jahren eine Gebirgsbildung erfahren und wurden von Deckschichten überlagert. Vor etwa 100 Millionen Jahren begann dann mit der Auffaltung der Alpen eine starke Aktivität an der Fränkischen Bruchlinie, die zur Aufschiebung und Anhebung  des Nordöstlichen Teils des Gebirges über den sich unterschiebenden Südwestlichen Teil mit anschließenden  Abtragungsprozessen führte (Animation).

Entwicklung der Fränkischen Linie

Südwestlich der Fränkischen Linie fehlt diese Hebung und Abtragung der sehr viel jüngeren Gesteine des Deckgebirges, die hier noch vorhanden sind und in Teilen vom abgetragenen Material des Variszischen Grundgebirges überfüllt wurden. Diese Ablagerungen erreichen Mächtigkeiten von bis zu 1500 Meter über dem Grundgebirge. Reste der Überfüllung aus der Oberkreidezeit sind etwa in der deutlich sichtbaren Hebung des Hessenreuther Waldes noch heute zu sehen. Zu den jüngeren Deckgebirgsschichten gehören im Kemnather Land Muschelkalk und Keuperschichten.

In einem unscheinbaren Hohlweg findet sich nordöstlich von Waldeck am Geoweg der Aufschluss der Fränkischen Linie – Millionen Jahre Erdgeschichte auf wenigen Metern!
Bildnachweis: HuK Waldeck e.V. 2019

Vulkanismus und Egergraben

In Nordöstlicher Richtung beginnt an der Fränkischen Linie bei Erbendorf eine weitere bedeutende geologische Struktur, die sich weit bis in den Norden Böhmens hinzieht, der Egergraben. In der Erdneuzeit, vor etwa 20 bis 25 Millionen Jahren, durchbrachen Magmen an mehreren Stellen den Erdmantel und drangen an die Oberfläche. Der erdgeschichtlich junge Egergraben ist geprägt von einer Absenkung des Kernraumes und kleinräumigen Anhebungen, die mit starker Vulkanischer Aktivität verbunden waren. Der Vulkanismus hält in schwächerer Form bis heute an und äußert sich etwa an den Störungszonen (v. a. Marienbader Störung) durch Schwarmbeben mit Epizentren unter Westböhmen, die bis in das Fichtelgebirge, Erzgebirge und den Oberpfälzer Wald spürbar sind. Ausläufer dieser Vulkanischen Aktivität sind mehr als 20 Basaltkegel, die unsere Landschaft im Kemnather Land prägen. Am prominentesten sind der Rauhe Kulm, Anzenstein, Armesberg und natürlich der Waldecker Schloßberg. Diese Basaltkegel überragen die flache Landschaft der „Flednitz“, dem Entwässerungsgebiet der Haidenaab im westlichen Vorland der Fränkischen Linie. Tatsächlich sind aber das, was man heute in der Landschaft sieht, nicht die einstigen Vulkangipfel. Diese lagen damals rund 100 Meter über den heutigen Gipfeln der beiden Berge, als sich dort die ehemalige Landoberfläche befand. Die einstigen Maarvulkane wurden abgetragen, die Landoberfläche rings herum noch stärker, um bis zu 250 Meter erniedrigt und die Schlotfüllungen zu den heute herausragenden Stümpfen herauspräpariert.

Der Rauhe Kulm - heute und vor 20 Millionen Jahren
Die Vulkanberge im Kemnather Land haben eine gemeinsame Entstehungsgeschichte – es sind die widerstandsfähigen Stümpfe der ehemaligen Magmagänge
Bildnachweis: Jörg Braukmann – Wikimedia – Lizenz CC BY-SA 4.0
Bearbeitung: HuK Waldeck e.V. 2019 – Lizenz CC BY-SA 4.0

KTB und Geopark

Die Fränkische Linie wurde mit der internationalen Kontinentalen Tiefbohrung (KTB) erschlossen. Dem Reichtum an geologischen Strukturen vom Kemnather Land über das Fichtelgebirge und Steinwald bis zum Egerer Becken wurde mit der Einrichtung des Nationalen Geoparks Bayern-Böhmen Rechnung getragen, einem von sechzehn Geoparks in Deutschland. Auf der Homepage des Geoparks und der KTB können Sie sich über die faszinierende Entstehung unserer Landschaft detailliert informieren.

Geoweg-Infotafel am Waldecker Kalvarienberg, rechts Reste des alten Vulkanschlots (Diatrembrekzie)
Bildnachweis: HuK Waldeck e.V. 2019

Die drei Geowege im Kemnather Land führen Sie direkt an interessante Stellen, an denen die Erdgeschichte erlebbar wird. Informieren Sie sich dabei an den vielen Infotafeln des Geoparks Bayern-Böhmen entlang der Wege. Hierfür steht ihnen auch eine App des Geoparks zur Verfügung. Über die Fränkische Linie und den Egergraben finden Sie Infobroschüren und zwei kurzweilig geschriebene Veröffentlichungen mit informativen Grafiken in der Schriftenreihe „Heimat Landkreis Tirschenreuth“

Infobroschüren

Geologie im Geopark Bayern-Böhmen

Geo-Erlebniswege Kemnather Land

Literaturempfehlungen

Fränkische Linie: Peterek, Dr. Andreas: Auf geologischer Rolltreppe durch die Erdgeschichte, in: Schriftenreihe Heimat Landkreis Tirschenreuth, Band 28, „Reger, Weltkrieg und Tektonik“, Seiten 191-206, ISBN: 978-3-939247-87-6, Preis: 14,90 € (Schriftenreihe Heimat Landkreis Tirschenreuth)

Egergraben: Peterek, Dr. Andreas & Schunk, Ralf: Geologische Geschichte des Egerrifts, in: Schriftenreihe Heimat Landkreis Tirschenreuth, Band 21, „Maldaque, Span und Durchkriechstein“, Seiten 105-117, ISBN: 3-937117-86-5, Preis: 13,90 € (Sonderveröffentlichung hier als Download verfügbar)

Peterek, Dr. Andreas & Schunk, Ralf: Zitternde Erde – Die Schwarmbeben in Nordwestböhmen, Hrsg. Geopark Bayern-Böhmen 2008 (hier als Download verfügbar)